UFC 254
Khabib Nurmagomedov - Justin Gaethje
Ich glaube es macht Sinn, einfach kurz mal aufzulisten, was alles eintreffen müsste damit Gaethje gewinnt.
- Er tritt zum ersten Mal gegen einen derartig gut konditionierten Grappler an, der pausenlos shooten kann, müsste also zum ersten Mal ständigen Gebrauch von seiner TD-Defense machen und größtenteils Erfolg damit haben
- Damit das auf Dauer klappt muss er konditionell besser ausgestattet sein, als Khabib
- Er müsste zudem der Erste werden, der Khabib ernsthaft weh tut, bzw. ihn überhaupt zum bluten oder gar zum wackeln bringt
Und dann gibt es noch weitere Faktoren wie :
- Gaethje hatte gerade erst seinen ersten Langstreckenflug
- Sein erster Auslandsaufenthalt
- Sein erstes Mal in einem solchen Klima
- Sein erster Jetlag
Gleich vorweg, für mich sind das zu viele "erste Male" in Relation zu der Quote. Wir haben alle letztes Jahr in UAE gesehen, wie Dustin Poirier, der konditionell wahrscheinlich noch einen Tick besser als Gaethje ist, nach der ersten Runde absolut am Ende war. Die Hitze wird wieder gegeben sein und ich denke sowieso, dass Abu Dhabi ein großer Vorteil für Khabib ist. Er ist ja ohnehin schon seit weit über einem Monat dort und wird quasi sowas wie Heimvorteil genießen, zumindest klimatechnisch. Jeder redet so gerne über sein Grappling, aber ohne seine Pferdelunge wäre sein Game nur halb so effektiv. Er landet weniger als die Hälfte seiner Takedown-Versuche. Das eigentlich Besondere an Khabib ist, dass er immer weiter macht und immer neue Entries sucht, bis der Gegner mental aufgibt. Die stickige Luft wird ihm wieder dabei helfen.
Die Frage für Gaethje ist natürlich, ob er seine Strikes so perfekt timen kann, dass Khabib nicht eindringt und im Idealfall sogar Damage davonträgt. Das ist ja so ziemlich der einzige Weg für Gaethje diesen Kampf zu gewinnen. Klar kann das mal passieren, nur eben auf Dauer etwas unwahrscheinlich. So, wie Gaethje in der Regel striked, ist er für so ziemlich jeden Angriff offen. Er ist ohne Frage ein hervorragender Puncher und Kicker, mit exzellenten Reaktionen und gutem Auge für Kontermöglichkeiten, aber das alles ist halt nur die eine Hälfte des Striking-Games. Die andere Hälfte, also die Defense, ist für Gaethje fast non-existent. In der Offensive zeigt er inzwischen auch gute Beinarbeit, im Rückwärtsgang wirkt er aber nach wie vor sehr steif. Er kassiert extrem viele Treffer zum Kopf. Und das, obwohl er bislang seine Deckung kaum fallen lassen musste. Er verlässt sich sehr auf den Schaden, den er anrichtet, und kümmert sich nicht um den Schaden, den er davonträgt. Keine Rücksicht auf Verluste, das macht ihn aufregend und es hat sich bisher für ihn sicherlich mehr gelohnt, als viele erwartet hätten. Hier könnte diese Philosophie aber ganz schnell problematisch werden.
Auch die Geschichte mit den Kicks ist etwas komplizierter, als man es sich vorstellt. Du kannst gegen Khabib nicht pausenlos Low-Kicks schwingen, wie gegen andere Gegner. Du landest einen oder zwei, spätestens den Dritten fängt Khabib in der Luft ab und dann landest du ganz schnell auf dem Po, wo er dir dann die Luft aus den Lungen presst. Selbst Alvarez hatte in der 1.Runde gleich 4-5 Kicks von Gaethje abfangen können, nur hat er keine Energie in mögliche Takedowns investiert, sodass Gaethje ganz leicht wegrollen konnte. Er muss seine Deckung tiefer stellen, wegen der konstanten Takedown-Gefahr, und auch das beeinflusst die Art und Weise, wie man kickt. Wenn man aufrecht und steif ist, kann man das Bein wie einen Schläger schwingen. Bei tieferer Kampfauslage ist das nicht mehr in dem Tempo möglich. Falls er bei seinem gewöhnlichen Stance bleibt, dann wird er Khabib umso mehr einladen, ihn gegen den Zaun zu pushen. Egal wie man es dreht und wendet, es wirkt nicht wirklich wie ein gutes Style-Matchup für Justin, auch wenn die Medien davon überzeugt sind. Als Division 1 All-American steht es natürlich außer Frage, ob er Ringen kann. Er hat nur leider den Übergang zum MMA-Grappling nie wirklich gemacht und BJJ ist ihm auch fremd.
Wenn es dann mal zu einer von Khabib's Lieblingspositionen am Zaun kommt, denke ich nicht, dass sich Justin auf Dauer effektiv wehren kann. Als ehemaliger College-Wrestler hat er ohnehin die Angewohnheit, ziemlich schnell seinen Rücken anzubieten, um wieder aufstehen zu können. Egal, wie positiv die erste Runde für Justin abläuft, es wird sehr wahrscheinlich ermüdend werden für ihn. Für Khabib gilt hier ; in der ersten Runde wird gekocht, ab der 2.Runde wird gegessen. Und ich glaube Khabib hatte in den letzten 6-7 Jahren nie eine 2.Runde ohne mind. 3 Minuten dominantem Top-Control.
Nehme hier das Finish und schmeiße noch etwas auf die 2.Runde. Klar hat man im Hinterkopf, dass dieses ganze Jahr bisher wie ein Fiebertraum abläuft. Dass Khabib seine 0 verliert wäre so richtig 2020-like. Trotzdem muss ich mit den Skills und den gegebenen Umständen gehen, und die sprechen ganz klar für den "Eagle". Wer es safer mag, kann ja das unter 3.5 in seine Kombi packen. Gehe nicht davon aus, dass der Kampf länger als 17.5 Minuten geht.
Khabib via KO,TKO,DQ,Sub @1,9 3/10 Bet365
Khabib gewinnt in Runde 2 @8 0,5/10 William Hill
PS : Denke, dass Whittaker im Co-Main gewinnt. Finde die Quote gut, dafür, dass er Cannonier technisch ganz leicht überlegen sein könnte. Ich sage könnte, weil man bei ihm nie weiß, wie sehr er bei der Sache ist. Hat in der Vergangenheit schon oft von Burnout und sowas geredet. Der Australier schien aber über die Woche hinweg in einer guten Verfassung zu sein, auch mental. Cannonier hat natürlich viel Momentum auf seiner Seite, doch es wird hier schwer für ihn, Runden für sich zu entscheiden, wenn er keine satten Treffer landen kann. Als Ex-Champ sollte Whittaker über genug Erfahrung verfügen, um seinen Gegner mit gutem Distance-Management ein Stück weit verzweifeln zu lassen. Leider keine Zeit für eine längere Analyse.
Whittaker @1,95 2/10 Pinnacle
Khabib Nurmagomedov - Justin Gaethje
Ich glaube es macht Sinn, einfach kurz mal aufzulisten, was alles eintreffen müsste damit Gaethje gewinnt.
- Er tritt zum ersten Mal gegen einen derartig gut konditionierten Grappler an, der pausenlos shooten kann, müsste also zum ersten Mal ständigen Gebrauch von seiner TD-Defense machen und größtenteils Erfolg damit haben
- Damit das auf Dauer klappt muss er konditionell besser ausgestattet sein, als Khabib
- Er müsste zudem der Erste werden, der Khabib ernsthaft weh tut, bzw. ihn überhaupt zum bluten oder gar zum wackeln bringt
Und dann gibt es noch weitere Faktoren wie :
- Gaethje hatte gerade erst seinen ersten Langstreckenflug
- Sein erster Auslandsaufenthalt
- Sein erstes Mal in einem solchen Klima
- Sein erster Jetlag
Gleich vorweg, für mich sind das zu viele "erste Male" in Relation zu der Quote. Wir haben alle letztes Jahr in UAE gesehen, wie Dustin Poirier, der konditionell wahrscheinlich noch einen Tick besser als Gaethje ist, nach der ersten Runde absolut am Ende war. Die Hitze wird wieder gegeben sein und ich denke sowieso, dass Abu Dhabi ein großer Vorteil für Khabib ist. Er ist ja ohnehin schon seit weit über einem Monat dort und wird quasi sowas wie Heimvorteil genießen, zumindest klimatechnisch. Jeder redet so gerne über sein Grappling, aber ohne seine Pferdelunge wäre sein Game nur halb so effektiv. Er landet weniger als die Hälfte seiner Takedown-Versuche. Das eigentlich Besondere an Khabib ist, dass er immer weiter macht und immer neue Entries sucht, bis der Gegner mental aufgibt. Die stickige Luft wird ihm wieder dabei helfen.
Die Frage für Gaethje ist natürlich, ob er seine Strikes so perfekt timen kann, dass Khabib nicht eindringt und im Idealfall sogar Damage davonträgt. Das ist ja so ziemlich der einzige Weg für Gaethje diesen Kampf zu gewinnen. Klar kann das mal passieren, nur eben auf Dauer etwas unwahrscheinlich. So, wie Gaethje in der Regel striked, ist er für so ziemlich jeden Angriff offen. Er ist ohne Frage ein hervorragender Puncher und Kicker, mit exzellenten Reaktionen und gutem Auge für Kontermöglichkeiten, aber das alles ist halt nur die eine Hälfte des Striking-Games. Die andere Hälfte, also die Defense, ist für Gaethje fast non-existent. In der Offensive zeigt er inzwischen auch gute Beinarbeit, im Rückwärtsgang wirkt er aber nach wie vor sehr steif. Er kassiert extrem viele Treffer zum Kopf. Und das, obwohl er bislang seine Deckung kaum fallen lassen musste. Er verlässt sich sehr auf den Schaden, den er anrichtet, und kümmert sich nicht um den Schaden, den er davonträgt. Keine Rücksicht auf Verluste, das macht ihn aufregend und es hat sich bisher für ihn sicherlich mehr gelohnt, als viele erwartet hätten. Hier könnte diese Philosophie aber ganz schnell problematisch werden.
Auch die Geschichte mit den Kicks ist etwas komplizierter, als man es sich vorstellt. Du kannst gegen Khabib nicht pausenlos Low-Kicks schwingen, wie gegen andere Gegner. Du landest einen oder zwei, spätestens den Dritten fängt Khabib in der Luft ab und dann landest du ganz schnell auf dem Po, wo er dir dann die Luft aus den Lungen presst. Selbst Alvarez hatte in der 1.Runde gleich 4-5 Kicks von Gaethje abfangen können, nur hat er keine Energie in mögliche Takedowns investiert, sodass Gaethje ganz leicht wegrollen konnte. Er muss seine Deckung tiefer stellen, wegen der konstanten Takedown-Gefahr, und auch das beeinflusst die Art und Weise, wie man kickt. Wenn man aufrecht und steif ist, kann man das Bein wie einen Schläger schwingen. Bei tieferer Kampfauslage ist das nicht mehr in dem Tempo möglich. Falls er bei seinem gewöhnlichen Stance bleibt, dann wird er Khabib umso mehr einladen, ihn gegen den Zaun zu pushen. Egal wie man es dreht und wendet, es wirkt nicht wirklich wie ein gutes Style-Matchup für Justin, auch wenn die Medien davon überzeugt sind. Als Division 1 All-American steht es natürlich außer Frage, ob er Ringen kann. Er hat nur leider den Übergang zum MMA-Grappling nie wirklich gemacht und BJJ ist ihm auch fremd.
Wenn es dann mal zu einer von Khabib's Lieblingspositionen am Zaun kommt, denke ich nicht, dass sich Justin auf Dauer effektiv wehren kann. Als ehemaliger College-Wrestler hat er ohnehin die Angewohnheit, ziemlich schnell seinen Rücken anzubieten, um wieder aufstehen zu können. Egal, wie positiv die erste Runde für Justin abläuft, es wird sehr wahrscheinlich ermüdend werden für ihn. Für Khabib gilt hier ; in der ersten Runde wird gekocht, ab der 2.Runde wird gegessen. Und ich glaube Khabib hatte in den letzten 6-7 Jahren nie eine 2.Runde ohne mind. 3 Minuten dominantem Top-Control.
Nehme hier das Finish und schmeiße noch etwas auf die 2.Runde. Klar hat man im Hinterkopf, dass dieses ganze Jahr bisher wie ein Fiebertraum abläuft. Dass Khabib seine 0 verliert wäre so richtig 2020-like. Trotzdem muss ich mit den Skills und den gegebenen Umständen gehen, und die sprechen ganz klar für den "Eagle". Wer es safer mag, kann ja das unter 3.5 in seine Kombi packen. Gehe nicht davon aus, dass der Kampf länger als 17.5 Minuten geht.
Khabib via KO,TKO,DQ,Sub @1,9 3/10 Bet365
Khabib gewinnt in Runde 2 @8 0,5/10 William Hill
PS : Denke, dass Whittaker im Co-Main gewinnt. Finde die Quote gut, dafür, dass er Cannonier technisch ganz leicht überlegen sein könnte. Ich sage könnte, weil man bei ihm nie weiß, wie sehr er bei der Sache ist. Hat in der Vergangenheit schon oft von Burnout und sowas geredet. Der Australier schien aber über die Woche hinweg in einer guten Verfassung zu sein, auch mental. Cannonier hat natürlich viel Momentum auf seiner Seite, doch es wird hier schwer für ihn, Runden für sich zu entscheiden, wenn er keine satten Treffer landen kann. Als Ex-Champ sollte Whittaker über genug Erfahrung verfügen, um seinen Gegner mit gutem Distance-Management ein Stück weit verzweifeln zu lassen. Leider keine Zeit für eine längere Analyse.
Whittaker @1,95 2/10 Pinnacle
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