Anfang November finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Am gleichen Tag wird auch das vollständige Repräsentantenhaus und 33 der 100 Senatssitze gewählt. Eine Menge Spaß wartet da also für Political Junkies, und wie immer ergeben sich auch ein paar Wettgelegenheiten.
Wie immer ein paar Vorbemerkungen, die ich gleichlautend allen Threads zu den US-Wahlen voranstelle (danach kommt dann der spezifische Teil):
Mit dieser Einordnung dann mal zu meiner ersten Wette bei den Präsidentschaftswahlen: 3 Einheiten auf „Biden wird Präsident“, Quote 3,1 bei 22Bet.
Es geht bei dieser Wette tatsächlich um Biden als Person. Was kann ihn davon abhalten erneut die Wahl zu gewinnen? Erstens, er muss von den Demokraten nominiert werden, zweitens und drittens er darf bis dahin weder versterben noch zurücktreten und viertens, er muss die Wahlen gewinnen, nach Lage der Dinge gegen Trump.
Mal eins nach dem anderen. Biden wird ziemlich sicher der Kandidat der Demokraten sein. Es gibt zwar zwei Gegenkandidaten im Kampf um die Nominierung, die sind aber in keiner Weise ernst zu nehmen. Generell hat sich die Demokratische Partei offenbar darauf committed Biden wieder als Kandidaten zu nominieren. Es gibt zwar Kandidaten (vor allem Newsom), die sich in die Position gebracht haben einzuspringen, falls Biden doch nicht antritt / antreten kann, aber niemand von denen wird ihn herausfordern. Das heißt, wenn Biden will und kann, dann wird er Kandidat.
Ganz generell muss man übrigens mal festhalten, dass Biden als Kandidat besser ist als sein Ruf. Ich glaube Biden ist prinzipiell ein Teamplayer. Er ist sicher nicht frei von Ego, aber nicht so berauscht von seinem Ego, dass er nicht jemand anderem den Vortritt lassen würde, wenn er glauben würde, dass dieser andere bessere Chancen hätte. Und Biden ist 50 Jahre in der Politik, da lernt mein ein bis zwei Dinge darüber, wie es läuft, er kann das sicher abschätzen. Wie gesagt, wenn er glauben würde, dass es einen besseren Kandidaten gäbe, dann würde er ihn antreten lassen. Aber es gibt bei den Demokraten tatsächlich niemanden, der in so viele verschiedene Parteiflügel hineinstrahlt und für so viele verschiedene Wählergruppen akzeptabel ist – Michelle Obama würde mir noch einfallen, aber sonst sicher niemand.
Wie schaut es mit seiner Gesundheit aus? Na ja, er ist gerade 81 geworden, in dem Alter kann man jeden Augenblick tot umfallen. Andererseits scheint er soweit recht fit, ernährt sich okay, treibt ein bisschen Sport. Schwer abzuschätzen, aber ich gehe mal davon aus, dass er sich darüber selbst ein paar Gedanken gemacht hat und nicht antreten würde, wenn es ein akutes gesundheitliches Problem gäbe. Ganz generell übrigens mal, weil ja oft in Zweifel gezogen wird, dass er noch alle Tassen im Schrank hat, ja, natürlich ist der Mann in seinen 80ern und damit über seinen Zenit hinweg. Und natürlich verspricht er sich häufig und benimmt sich etwas merkwürdig. Ich habe aber tatsächlich nullkommanull Bedenken, dass er dement sein könnte oder sonstwie nicht mehr in der Lage das Amt auszuführen. Wenn es da ernsthafte Anzeichen gäbe, dann würden die Leute, die täglich mit ihm arbeiten sofort Alarm schlagen (anders als bei Trump übrigens). Man würde sehr schnell einen Austausch unter den entsprechenden Leuten (u.a. der Vizepräsidentin) hinbekommen, man würde ihn keineswegs mehr in die Öffentlichkeit lassen, nicht mehr zu Treffen mit anderen Staatschefs usw. Wenn er wirklich was an der Murmel hätte, würde man ihn ziemlich schnell aus dem Amt entfernen, die rechtliche Möglichkeit gibt es. Unter dem Strich spricht also derzeit eine Menge dafür, dass er am 5.11. auf dem Wahlzettel steht.
Dann mal zur Frage, ob Biden die Wahl gegen Trump gewinnt. Ehrliche Antwort: kein Mensch weiß das derzeit. Wer etwas anderes sagt lügt oder überschätzt sich maßlos. Ich halte das Rennen zum jetzigen Zeitpunkt für ziemlich offen mit einem leichten bis mittleren Vorteil für Biden. Zeitung lesen kann ja jede/r selbst und um das erschöpfend zu behandeln müsste man hier wirklich sehr viel schreiben, das tue ich natürlich nicht. Aber in diesem ersten Beitrag zum Thema führe ich zumindest mal ein paar Punkte auf, die dieses Jahr wohl eine Rolle spielen dürften.
Biden hat schon einmal gegen Trump gewonnen, und zwar mit deutlichem Stimmenvorsprung. 2020 war der Sieg vor allem eine Abwahl Trumps, Biden hat gewonnen, weil er gegen Trump mobilisieren konnte. Genau das ist auch dieses Jahr wieder der Ansatz der Demokraten. Wird das gelingen?
Damit zusammenhängend: wird es den Demokraten gelingen den Enthusiasmus-Gap zu schließen? Biden ist ein besserer Kandidat, als oft angenommen wird, er ist für viele Wählerschichten akzeptabel. Aber es gibt kaum Leute, die große Fans sind. Das ist bei Trump anders, der aus den Republikanern ja so ein sektenartiges Gebilde gemacht hat, zumindest mal vorübergehend. Am Ende zählt jede Stimme gleichviel, die, die mit heißem Herzen abgegeben wird genausoviel wie die, die man lustlos abgibt. Trotzdem ist es natürlich für die Mobilisierung ein Vorteil, wenn die Leute Bock auf ihren Kandidaten haben.
Zumindest sind ein paar nicht unwesentliche Punkte dazu gekommen, nämlich die Weigerung das Wahlergebnis anzuerkennen, der von ihm angestiftete Sturm auf das Capitol, seine Ankündigung Diktator sein zu wollen, wenn auch nur für einen Tag. Es ist also die Frage, wie wichtig den Amerikanern die Reste von Demokratie sind.
Trump ist in X Gerichtsverfahren verwickelt und mehrfach angeklagt. Wie wird es sich auswirken, wenn er verurteilt wird? Bis jetzt hat Trump immer einen Deckel nach oben gehabt, aber auch einen Boden nach unten. Schwer abzuschätzen, ob und wie stark dieser Boden bei einer Verurteilung doch nach unten nachgibt. Nach einigen Schätzungen kann das 5-7% ausmachen.
Damit zusammenhängend: in wievielen Bundesstaaten wird Trump eigentlich zur Wahl stehen? Da muss der Supreme Court gerade noch eine weitere Grundsatzentscheidung treffen, nachdem der Supreme Court des Staates Colorado entschieden hat, dass Trump als Beteiligter an einer Verschwörung nicht zur Wahl stehen sollte.
Biden ist nur drei Jahre älter als Trump, wirkt aber irgendwie viel tattriger. Wie stark wird sich das auswirken?
Welche Rolle wird Kamala Harris spielen? Wenn ein Präsident am Tag der Vereidigung 82 ist, dann muss man zumindest mal in Betracht ziehen, dass die Vizepräsidentin tatsächlich das Amt übernehmen wird. Und Harris ist nicht wahnsinnig populär, um es mal zurückhaltend auszudrücken.
Wie wird sich die Kandidatur Robert Kennedy Jrs und anderer Third Party Candidates auswirken, wer verliert mehr Stimmen, Biden oder Trump? Im Augenblick schaut es so aus, dass Kennedys Auftritt stärker Biden schadet, weil er nunmal der Sohn einer Demokraten-Ikone ist. Seine Positionen sind aber tatsächlich eher für Trump-Anhänger attraktiv. Ist halt die Frage wann sich das rumspricht.
Wird es den Demokraten gelingen, die wirtschaftlichen Erfolge auch tatsächlich zum Faktor werden zu lassen? Sie haben sehr viel vorzuweisen, u.a. eine historisch niedrige Arbeitslosigkeit. In der Wahrnehmung spielt das bis jetzt aber noch keine Rolle, die ist eher entgegengesetzt. Das kann man aber in einem Wahlkampf durchaus ändern.
Wird das Abtreibungsthema wieder einen so hohen Impact haben wie 2022? Die Demokraten haben bei den Midterms 2022 wesentlich besser abgeschnitten als erwartet, weil das Thema Abtreibung extrem mobilisiert hat. Meines Erachtens gibt es keinen Grund für die Annahme, dass das dieses Jahr anders sein sollte.
Werden die Republikaner im Kongress ein Impeachmentverfahren gegen Biden anstrengen und wie wirkt sich das dann auf die Wahlen aus. Trump ist zweimal impeached worden, und zwar mit ziemlich guten Gründen. Jetzt haben die Republikaner ein Verfahren gegen Biden auf den Weg gebracht, Auge um Auge und so. Das Problem ist, sie haben noch keinen Grund gefunden. Mit anderen Worten, es ist ein großes Theater. Die Frage ist, wie viel Bock haben die Amis noch auf Theater?
Demographie und Mobilisierung: gelingt es den Parteien wieder für sie wichtige demographische Gruppen zu gewinnen und zu mobilisieren? Was z.B. machen die Hispanics, was die Unter-30Jährigen?
Halten die Trends in den einzelnen Bundesstaaten? Die Amerikaner haben ja dieses lustige Wahlsystem, in dem nicht die absolute Zahl der Stimmen zählt, sondern das Winner-Takes-It-All-Prinzip in den einzelnen Bundesstaaten. Deshalb kommt es darauf an, die einzelnen Bundesstaaten zu gewinnen, von denen aber nur ca. 10 tatsächlich umkämpft sind. In den letzten 10-15 Jahren sind dabei Florida und Ohio sehr stark zugunsten der Republikaner gekippt, aufgrund demographischer Entwicklungen sind dafür aber Arizona, Georgia und North Carolina für die Demokraten erreichbar geworden, die beiden Erstgenannten hat Biden in 2020 gewonnen. Wird das wieder so sein?
Wie werden sich die Zuwanderung (großer Zankapfel in den USA), die Situation in der Ukraine und die Situation in Palästina entwickeln – und wie wirkt sich das auf die Stimmung aus?
Und das sind nur ein paar der bekannten Unbekannten. Von den unbekannten Unbekannten wissen wir nichts, liegt wohl in der Natur der Sache. Was macht der Supreme Court, noch irgendein Urteil, das alles umkrempelt, stirbt eines der Mitglieder usw. usw.?
Unter dem Strich: es gibt meines Erachtens ziemlich viele Dinge, deren Einfluss sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös abschätzen lässt. Ich persönlich glaube, dass das Abtreibungsthema eine ziemlich große Rolle spielen wird, sicher auch die Kandidatur Kennedys und das Auftreten der Republikaner im Kongress – aber das können andere Leute anders sehen. Aber: wenn man alle Aspekte zusammenzieht, dann landet man nicht bei einer Wahrscheinlichkeit von ca. 32% für Biden, wie die Quote von 3,1 es ja ausdrückt. Ich würde eher von mindestens 50% ausgehen, tatsächlich eher von einem Bereich von 60-65%.
Ich gehe da erstmal etwas vorsichtig dran, wer weiß schon, wie sich die Quoten noch entwickeln und setze 3 Einheiten auf Biden.
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3 Einheiten offen:
3 Einheiten auf Joe Biden gewinnt die Präsidentschaft, Quote 3,1, gesetzt bei 22Bet am 09.01.24
Wie immer ein paar Vorbemerkungen, die ich gleichlautend allen Threads zu den US-Wahlen voranstelle (danach kommt dann der spezifische Teil):
- Erstens, mir ist klar, dass sehr langfristig orientierte Wetten nicht jedermanns Sache sind. Muss halt jede/r selbst wissen, ob er / sie jetzt Geld auf eine 1,5-Quote setzt, die dann erst in einem Jahr ausgezahlt wird.
- Zweitens, das Wettangebot in Deutschland ist inzwischen leider ziemlich eingeschränkt. Früher haben auch z.B. Bet365, Unibet oder Bwin ganz gute Wetten angeboten. Inzwischen ist der einzige mir bekannte Anbieter in Deutschland 22Bet. Die liefern ein ganz gutes Angebot, meine Erfahrungen mit denen sind bis jetzt auch durchweg okay, aber man weiß ja nie.
- Drittens, meine Bilanz in den letzten Jahren ist so ein bisschen gemischt. Ich liege mit meinen Analysen, mit dem Staking und mit dem Timing durchaus auch schonmal knapp oder auch ziemlich weit daneben. In den letzten drei Cycles hat es unter dem Strich ganz gut hingehauen, ein ganz gutes Plus zu erwirtschaften. Das heißt aber auch, dass ich zuweilen Dinge ziemlich falsch einschätze. Wenn am Ende die Gesamtbilanz stimmt, bin ich ganz zufrieden, aber so sollte man das eben auch betrachten, wenn man etwas mitspielen will. Außerdem: 2016 habe ich hier (und real) unglaublich viel Geld verbrannt, weil ich vollkommen sicher war, dass Trump nicht Präsident wird. Muss man halt dazu sagen, auch wenn ich damals wirklich nicht der einzige war, der ziemlich danebengelegen hat und ich auch gute Gründe für meine Annahmen hatte.
- Auf jeden Fall gebe ich mir aber Mühe immer zu begründen, wie ich zu einer Wette komme und wie un-/sicher die Aussichten meiner Meinung nach sind. Dann kann jede/r selbst entscheiden, ob es das Risiko wert ist. Generell ist der Analyseteil hier wohl ohnehin etwas höher zu gewichten, als in anderen Threads – am Ende geht es natürlich um das Wetten, aber auch das Denken in Szenarien und Strukturen finde ich spannend.
Mit dieser Einordnung dann mal zu meiner ersten Wette bei den Präsidentschaftswahlen: 3 Einheiten auf „Biden wird Präsident“, Quote 3,1 bei 22Bet.
Es geht bei dieser Wette tatsächlich um Biden als Person. Was kann ihn davon abhalten erneut die Wahl zu gewinnen? Erstens, er muss von den Demokraten nominiert werden, zweitens und drittens er darf bis dahin weder versterben noch zurücktreten und viertens, er muss die Wahlen gewinnen, nach Lage der Dinge gegen Trump.
Mal eins nach dem anderen. Biden wird ziemlich sicher der Kandidat der Demokraten sein. Es gibt zwar zwei Gegenkandidaten im Kampf um die Nominierung, die sind aber in keiner Weise ernst zu nehmen. Generell hat sich die Demokratische Partei offenbar darauf committed Biden wieder als Kandidaten zu nominieren. Es gibt zwar Kandidaten (vor allem Newsom), die sich in die Position gebracht haben einzuspringen, falls Biden doch nicht antritt / antreten kann, aber niemand von denen wird ihn herausfordern. Das heißt, wenn Biden will und kann, dann wird er Kandidat.
Ganz generell muss man übrigens mal festhalten, dass Biden als Kandidat besser ist als sein Ruf. Ich glaube Biden ist prinzipiell ein Teamplayer. Er ist sicher nicht frei von Ego, aber nicht so berauscht von seinem Ego, dass er nicht jemand anderem den Vortritt lassen würde, wenn er glauben würde, dass dieser andere bessere Chancen hätte. Und Biden ist 50 Jahre in der Politik, da lernt mein ein bis zwei Dinge darüber, wie es läuft, er kann das sicher abschätzen. Wie gesagt, wenn er glauben würde, dass es einen besseren Kandidaten gäbe, dann würde er ihn antreten lassen. Aber es gibt bei den Demokraten tatsächlich niemanden, der in so viele verschiedene Parteiflügel hineinstrahlt und für so viele verschiedene Wählergruppen akzeptabel ist – Michelle Obama würde mir noch einfallen, aber sonst sicher niemand.
Wie schaut es mit seiner Gesundheit aus? Na ja, er ist gerade 81 geworden, in dem Alter kann man jeden Augenblick tot umfallen. Andererseits scheint er soweit recht fit, ernährt sich okay, treibt ein bisschen Sport. Schwer abzuschätzen, aber ich gehe mal davon aus, dass er sich darüber selbst ein paar Gedanken gemacht hat und nicht antreten würde, wenn es ein akutes gesundheitliches Problem gäbe. Ganz generell übrigens mal, weil ja oft in Zweifel gezogen wird, dass er noch alle Tassen im Schrank hat, ja, natürlich ist der Mann in seinen 80ern und damit über seinen Zenit hinweg. Und natürlich verspricht er sich häufig und benimmt sich etwas merkwürdig. Ich habe aber tatsächlich nullkommanull Bedenken, dass er dement sein könnte oder sonstwie nicht mehr in der Lage das Amt auszuführen. Wenn es da ernsthafte Anzeichen gäbe, dann würden die Leute, die täglich mit ihm arbeiten sofort Alarm schlagen (anders als bei Trump übrigens). Man würde sehr schnell einen Austausch unter den entsprechenden Leuten (u.a. der Vizepräsidentin) hinbekommen, man würde ihn keineswegs mehr in die Öffentlichkeit lassen, nicht mehr zu Treffen mit anderen Staatschefs usw. Wenn er wirklich was an der Murmel hätte, würde man ihn ziemlich schnell aus dem Amt entfernen, die rechtliche Möglichkeit gibt es. Unter dem Strich spricht also derzeit eine Menge dafür, dass er am 5.11. auf dem Wahlzettel steht.
Dann mal zur Frage, ob Biden die Wahl gegen Trump gewinnt. Ehrliche Antwort: kein Mensch weiß das derzeit. Wer etwas anderes sagt lügt oder überschätzt sich maßlos. Ich halte das Rennen zum jetzigen Zeitpunkt für ziemlich offen mit einem leichten bis mittleren Vorteil für Biden. Zeitung lesen kann ja jede/r selbst und um das erschöpfend zu behandeln müsste man hier wirklich sehr viel schreiben, das tue ich natürlich nicht. Aber in diesem ersten Beitrag zum Thema führe ich zumindest mal ein paar Punkte auf, die dieses Jahr wohl eine Rolle spielen dürften.
Biden hat schon einmal gegen Trump gewonnen, und zwar mit deutlichem Stimmenvorsprung. 2020 war der Sieg vor allem eine Abwahl Trumps, Biden hat gewonnen, weil er gegen Trump mobilisieren konnte. Genau das ist auch dieses Jahr wieder der Ansatz der Demokraten. Wird das gelingen?
Damit zusammenhängend: wird es den Demokraten gelingen den Enthusiasmus-Gap zu schließen? Biden ist ein besserer Kandidat, als oft angenommen wird, er ist für viele Wählerschichten akzeptabel. Aber es gibt kaum Leute, die große Fans sind. Das ist bei Trump anders, der aus den Republikanern ja so ein sektenartiges Gebilde gemacht hat, zumindest mal vorübergehend. Am Ende zählt jede Stimme gleichviel, die, die mit heißem Herzen abgegeben wird genausoviel wie die, die man lustlos abgibt. Trotzdem ist es natürlich für die Mobilisierung ein Vorteil, wenn die Leute Bock auf ihren Kandidaten haben.
Zumindest sind ein paar nicht unwesentliche Punkte dazu gekommen, nämlich die Weigerung das Wahlergebnis anzuerkennen, der von ihm angestiftete Sturm auf das Capitol, seine Ankündigung Diktator sein zu wollen, wenn auch nur für einen Tag. Es ist also die Frage, wie wichtig den Amerikanern die Reste von Demokratie sind.
Trump ist in X Gerichtsverfahren verwickelt und mehrfach angeklagt. Wie wird es sich auswirken, wenn er verurteilt wird? Bis jetzt hat Trump immer einen Deckel nach oben gehabt, aber auch einen Boden nach unten. Schwer abzuschätzen, ob und wie stark dieser Boden bei einer Verurteilung doch nach unten nachgibt. Nach einigen Schätzungen kann das 5-7% ausmachen.
Damit zusammenhängend: in wievielen Bundesstaaten wird Trump eigentlich zur Wahl stehen? Da muss der Supreme Court gerade noch eine weitere Grundsatzentscheidung treffen, nachdem der Supreme Court des Staates Colorado entschieden hat, dass Trump als Beteiligter an einer Verschwörung nicht zur Wahl stehen sollte.
Biden ist nur drei Jahre älter als Trump, wirkt aber irgendwie viel tattriger. Wie stark wird sich das auswirken?
Welche Rolle wird Kamala Harris spielen? Wenn ein Präsident am Tag der Vereidigung 82 ist, dann muss man zumindest mal in Betracht ziehen, dass die Vizepräsidentin tatsächlich das Amt übernehmen wird. Und Harris ist nicht wahnsinnig populär, um es mal zurückhaltend auszudrücken.
Wie wird sich die Kandidatur Robert Kennedy Jrs und anderer Third Party Candidates auswirken, wer verliert mehr Stimmen, Biden oder Trump? Im Augenblick schaut es so aus, dass Kennedys Auftritt stärker Biden schadet, weil er nunmal der Sohn einer Demokraten-Ikone ist. Seine Positionen sind aber tatsächlich eher für Trump-Anhänger attraktiv. Ist halt die Frage wann sich das rumspricht.
Wird es den Demokraten gelingen, die wirtschaftlichen Erfolge auch tatsächlich zum Faktor werden zu lassen? Sie haben sehr viel vorzuweisen, u.a. eine historisch niedrige Arbeitslosigkeit. In der Wahrnehmung spielt das bis jetzt aber noch keine Rolle, die ist eher entgegengesetzt. Das kann man aber in einem Wahlkampf durchaus ändern.
Wird das Abtreibungsthema wieder einen so hohen Impact haben wie 2022? Die Demokraten haben bei den Midterms 2022 wesentlich besser abgeschnitten als erwartet, weil das Thema Abtreibung extrem mobilisiert hat. Meines Erachtens gibt es keinen Grund für die Annahme, dass das dieses Jahr anders sein sollte.
Werden die Republikaner im Kongress ein Impeachmentverfahren gegen Biden anstrengen und wie wirkt sich das dann auf die Wahlen aus. Trump ist zweimal impeached worden, und zwar mit ziemlich guten Gründen. Jetzt haben die Republikaner ein Verfahren gegen Biden auf den Weg gebracht, Auge um Auge und so. Das Problem ist, sie haben noch keinen Grund gefunden. Mit anderen Worten, es ist ein großes Theater. Die Frage ist, wie viel Bock haben die Amis noch auf Theater?
Demographie und Mobilisierung: gelingt es den Parteien wieder für sie wichtige demographische Gruppen zu gewinnen und zu mobilisieren? Was z.B. machen die Hispanics, was die Unter-30Jährigen?
Halten die Trends in den einzelnen Bundesstaaten? Die Amerikaner haben ja dieses lustige Wahlsystem, in dem nicht die absolute Zahl der Stimmen zählt, sondern das Winner-Takes-It-All-Prinzip in den einzelnen Bundesstaaten. Deshalb kommt es darauf an, die einzelnen Bundesstaaten zu gewinnen, von denen aber nur ca. 10 tatsächlich umkämpft sind. In den letzten 10-15 Jahren sind dabei Florida und Ohio sehr stark zugunsten der Republikaner gekippt, aufgrund demographischer Entwicklungen sind dafür aber Arizona, Georgia und North Carolina für die Demokraten erreichbar geworden, die beiden Erstgenannten hat Biden in 2020 gewonnen. Wird das wieder so sein?
Wie werden sich die Zuwanderung (großer Zankapfel in den USA), die Situation in der Ukraine und die Situation in Palästina entwickeln – und wie wirkt sich das auf die Stimmung aus?
Und das sind nur ein paar der bekannten Unbekannten. Von den unbekannten Unbekannten wissen wir nichts, liegt wohl in der Natur der Sache. Was macht der Supreme Court, noch irgendein Urteil, das alles umkrempelt, stirbt eines der Mitglieder usw. usw.?
Unter dem Strich: es gibt meines Erachtens ziemlich viele Dinge, deren Einfluss sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös abschätzen lässt. Ich persönlich glaube, dass das Abtreibungsthema eine ziemlich große Rolle spielen wird, sicher auch die Kandidatur Kennedys und das Auftreten der Republikaner im Kongress – aber das können andere Leute anders sehen. Aber: wenn man alle Aspekte zusammenzieht, dann landet man nicht bei einer Wahrscheinlichkeit von ca. 32% für Biden, wie die Quote von 3,1 es ja ausdrückt. Ich würde eher von mindestens 50% ausgehen, tatsächlich eher von einem Bereich von 60-65%.
Ich gehe da erstmal etwas vorsichtig dran, wer weiß schon, wie sich die Quoten noch entwickeln und setze 3 Einheiten auf Biden.
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3 Einheiten offen:
3 Einheiten auf Joe Biden gewinnt die Präsidentschaft, Quote 3,1, gesetzt bei 22Bet am 09.01.24
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